Wettererfassung gestern und heute

Da das Wettergeschehen uns unmittelbar umgibt, stets auf uns einwirkt und wir ihm einfach nicht entgehen können, ist es nur allzu verständlich, wenn wir wissen wollen, wie das Wetter am nächsten Tag wird. Leider ist das Wetter extrem veränderlich. Ein Wechsel kann sich oft innerhalb weniger Stunden, ja sogar Minuten vollziehen, sodass Prognosen manchmal schwer zu treffen sind. Damit die Wettervorhersage nicht einem Lotteriespiel gleicht, hat man schon sehr früh angefangen, das Wetter zu beobachten und die Ergebnisse aufzuzeichnen. Erste überlieferte Wettervorhersagen existieren aus dem Altertum. Vor allem die Bauern waren damals sicher noch stärker als wir heute von derartigen Prognosen abhängig. Man bestimmte sogenannte 'Lostage', die je nach Wetter an diesen Tagen, anzeigen sollten, wie das Wetter in der nächsten Zeit werden wird. Daraus leitete man bestimmte Regeln ab. Zu diesen, heute als Bauernregeln bekannten Tagen zählt zum Beispiel der 'Siebenschläfer'. Die Tatsache, dass viele heute noch den Ausspruch 'Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen lang so bleiben mag' kennen, macht deutlich, wie genau die Wetterbeobachtungen zu jener Zeit schon waren. Auch wenn diese Bauernregeln nicht für jeden 27.Juni zutrifft, so ist doch etwas Wahres dran. Für schönes Sommerwetter braucht man in Europa stabiles Hochdruckwetter. Das Hoch über den Azoren muss sich also Ende Juni so weit ausgedehnt haben, dass die Fronten von Zyklonen nicht mehr nach Mitteleuropa einschwenken können. Falls Ende Juni noch immer unbeständiges Wetter herrscht, wird es wahrscheinlich noch einige Zeit dauern bis sich die Zugbahn der Tiefdruckgebiete in den nördlichen Atlantik verlagert und sich die Situation bei uns stabilisiert hat.

Die meisten Bauernregeln eignen sich aber nicht als Wetterprognose oder Voraussage für die kommende Jahreszeit, sodass man immer auf der Suche nach geeigneten Methoden für die Prognose war. Im Bereich der Wettervorhersage hat sich hier vor allem Otto von Guericke im 17. Jahrhundert einen Namen gemacht. Der Magdeburger konstruierte nicht nur ein Barometer, mit dem man Schwankungen des Luftdrucks messen kann. Mit seiner Erkenntnis, dass zwischen dem Abfallen des Luftdrucks und dem Aufziehen eines Unwetter ein Zusammenhang besteht, gilt er als Vorreiter in der Meteorologie.

Mit der synoptische Methode, die die Grundeinheiten wie Luftmassen, Fronten oder Druckgebilde und deren Zusammenwirken im atmosphärischen Geschehen zur Grundlage nimmt, arbeitete dann das nach 1800 entstandene europäische Stationsnetz. Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtete Königlich-Preußische Meteorologische Amt unterhielt beispielsweise an die 100 Wetterposten, an denen regelmäßig Beobachtungen aufgezeichnet wurden. Zuständig hierfür war kein geringerer als Alexander von Humboldt. Um 1900 entstanden dann zahlreiche nationale Wetterdienste und seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die synoptischen Vorhersagen durch mathematische Rechenmodelle, Satellitendaten, Wettersonden sowie -radare ergänzt und verfeinert, sodass sich heute für 4-5 Tage ziemlich genaue Vorhersagen treffen lassen, ja sogar Prognosen bis zu 7 Tagen recht verlässlich sind.

Da jedermann, ob Bauer oder nicht, vom Wetter in hohem Maße abhängig ist, mussten die Wetterdaten für alle verfügbar gemacht werden. Die Zustellung durch Postkutschen in der Vergangenheit dauerte natürlich viel zu lange. Umso erfreulicher war es, als man die Daten per Telegraphen schnell und aktuell weitergeben konnte. 1848 wurde in England die erste Wettermeldung telegraphisch übermittelt und seit 1851 wurden dann in London täglich Wetterkarten veröffentlicht. In Deutschland werden seit 1876 Wetterkarten jeden Tag herausgegeben. Heute informiert das täglich erscheinende, einheitliche Amtsblatt des Deutschen Wetterdienstes, sodass jeder den Wetterbericht via Radio, Fernsehnachrichten, Zeitungsmeldungen oder online anschauen kann. Heutzutage muss sich niemand mehr auf alte Bauernregeln oder auf sein Gefühl verlassen, wenn er wissen möchte, wie das Wetter wird. Die Treffsicherheit von Vorhersagen für den folgenden Tag liegen mittlerweile bei circa 80-90 Prozent. Da das Wetter aber das Ergebnis von mehreren physikalischen Prozessen ist, deren Zusammenspiel auch recht chaotisch ablaufen kann, kann eben manchmal der Durchzug der Zyklone schneller von statten gehen, als angenommen. Auch regionale Besonderheiten können dazu beitragen, dass das vorhergesagte Wetter so nicht eintritt. Ferner gibt es leider bis zum heutigen Tag kein umfassendes, weltweites Netz von Wetterstationen.